Die ungewöhnlichen Zebrastreifen sind Fluch und Segen gleichermaßen für die Tiere. Fluch, weil das schön gezeichnete, schwarz-weiße Fell als begehrte Jagdtrophäe mit zu ihrer ständigen Bedrohung und Ausrottung führte.
Und Segen, weil es vor dem Stich der gefährlichen Tsetsefliege schützt. Denn die Streifen lösen optisch die Umrisse des Zebras auf und machen es damit praktisch unsichtbar. Das gilt nicht nur für die Facettenaugen verwirrter Insekten: Auch der Fressfeind Nummer eins, der Löwe, macht die gestreifte Silhouette im dichten Steppengras schwerer aus. Löwen lauern an den Wasserlöchern ebenso wie Hyänen, Wildhunde und Leoparden auf ihre gestreifte Beute.
Deshalb bedeuten die großen Herden aus vielen Zebrafamilien vor allem Sicherheit durch ein vielköpfiges, hellwaches Alarmsystem.
Vielleicht rührt daher der ausgeprägte Familiensinn:
Bei den Steppenzebras südlich der Sahara bleibt die etwa 20-köpfige Familie mit ihrer festen Rangordnung ein Leben lang zusammen – nur die Junghengste wandern ab, oder ein neuer Familienvater erobert die Herde. Ein festes Revier hat sie nicht. Die Mitglieder erkennen einander am Geruch, an der Stimme – und vielleicht auch an den Streifen.
Denn jedes Tier ist individuell gezeichnet. Hippotigris nannten antike Wissenschaftler das gestreifte Pferd Afrikas. Das „Tigerpferd“ ist bereits auf antiken Darstellungen deutlich zu erkennen. So findet sich auch ein stattliches Zebra statt eines Eselchens an der Seite des neugeborenen Jesuskindes in einer Krippenszene. Dabei handelt es sich vermutlich um das größte der afrikanischen Wildpferde, das Grévyzebra. Doch wissenschaftlich erfasst wurde es erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Es gelangte damals als Staatsgeschenk Äthiopiens nach Paris und wurde nach dem französischen Staatschef Jules Grévy benannt. Auch andere europäische Zoos importierten bereits das exotische Pferd aus dem ostafrikanischen Busch. Dabei war es damals schon aus den Steppen Ägyptens und Nordafrikas verschwunden. Heute sieht man auch in Somalia und Äthiopien leider keine Grévyzebras mehr, nur noch in Kenia. Die Huftiere werden auch als Nahrungskonkurrenten des Viehs gejagt. Dabei nehmen sie mit wesentlich härteren Gräsern vorlieb als Rinder.